Kunstpreis Ottersberg

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Der Flecken Ottersberg

Kunstpreis Ottersberg 2022

Preisträger Hauptpreis

Hassan Sheidaei

Diametrale Wahrnehmung

Bei der Videoarbeit „Diametrale Wahrnehmung“ von Hassan Sheidaei aus dem Jahr 2021 handelt es sich um ein Musikvideo zu Neuer Musik, komponiert von Farhad Ilaghi Hosseini für Saxofon, Percussion und Piano, eingespielt vom TRIO ABSTRAKT.

Hassan Sheidaei übernimmt den Part des Videokünstlers, der die Ton- mit der Bildebene – ein Augenmosaik aus 28 Einzelfilmen – kongenial verknüpft.
Dem Titel „Diametrale“ – also gegensätzliche – „Wahrnehmung“ zufolge, setzt er zwei Standpunkte gegen- und mit­­einander ein: Das Sehen und das Hören – die optische und die akustische Wahrnehmung. Dass beide Sinnesorgane gekoppelt sind und es ein Zusammenspiel zwischen beiden gibt, ist wissenschaftlich bekannt. Menschen hören besser, was sie auch sehen können. Blickkontakt ergänzt das Hörverständnis. Wir sind Augenmenschen, selbst dann, wenn es um Musik geht. Die wird sogar profunder beurteilt, wenn man Musizierende nur sieht (und nicht hört).

Dass sich der Künstler seit der Kindheit mit Philosophie und deren Einflüssen auf Menschen beschäftigt wird auch in dieser Arbeit deutlich. Schon Aristoteles versuchte den inneren Zusammenhang von menschlichem Wahrnehmen und Denken zu ergründen. Dabei ist das Wahrnehmungsvermögen bei Aristoteles an einen Teil der Seele gebunden, der den Menschen und Tieren gemein ist, den Pflanzen hingegen fehlt. Das Sehen wie auch das Hören sieht Aristoteles in einer engeren Verbindung mit dem Denken, das er ausschließlich dem zur Vernunft fähigen Lebewesen, dem Menschen zuschreibt.

Hassan Sheidaei nimmt diese philosophischen Gedanken auf und überlässt den Rezipient:innen des Werkes das Wahrnehmen, Fühlen und Denken.

Preisträgerin Nachwuchspreis

Kira Keune

Self-Portraits 2.0

Die Jury würdigt die intensive Auseinandersetzung der Preisträgerin mit den gesellschaftlichen Phänomenen zwischenmenschlicher Begegnungen und deren Kommunikationsformen. In der coronalen und nun hoffentlich postpandemischen Zeit wuchsen die medialen Kommunikations-Plattformen noch einmal beschleunigt zu gigantischen Riesen heran und bestimmen fortan das globale Miteinander. Sich selbst in dieser digitalen Welt wieder zu finden, in der alle ihre Bestimmung und Identität zu suchen glauben, ist eine der spannendsten, aktuellsten aber auch schwierigsten Herausforderungen dieser Zeit. Kira Keune arbeitet schon sehr lange mit diesen sozialen, digitalen Medien und tut dies auf sehr überzeugende und transmediale Art und Weise, die die Jury absolut überzeugte.

Die Serie der Self-Portraits 2.0, welche die diesjährige Preisträgerin einreichte, sind hochästhetische Grafiken, auf Film belichtet und hinter Plexiglas kaschiert. Die glänzende Oberfläche gleicht der eines Bildschirms, nur dass die Hinterleuchtung fehlt. Die Bilder bergen jede Menge an Informationen über die Künstlerin selbst in sich. Hier macht sie ausgehend von ihrer eigenen Person alle Arten von Verknüpfungen und Beziehungen mit anderen Followern sichtbar. Sie selbst steht dabei immer im Zentrum und alle Linien und Punkte sind Zeichen von Verknüpfungen, Tätigkeiten und Aktionen anderer mit ihrer Person. Sie nutzt diese Möglichkeit, sich auf einzelne Aktionen ihrer sozialen Arbeit zu fokussieren. Alle zugleich wären in einer Grafik zu viel oder würden das Format sprengen.

Es sind sehr eigenwillige Selbstportrait der Künstlerin geworden. Sie zeigen ein Persönlichkeitsprofil, das seine visuelle Energie ausschließlich aus ihren Aktivitäten in sozialen Medien bezieht. Ohne zusätzliche Informationen, wird es schwer, diese zu lesen. Kira Keune ist sozusagen mittendrin und ganz nah dran an dem, was uns umgibt. Sie ist ein Teil der Community, aber sie ist jemand, die sich reflektierend und wachsam im Haifischbecken der sozialen Medien bewegt. Kira Keune kennt den Ein- und Ausgang in die Systeme und sie zeigt mit ihrer Kunst wie das geht. Sie ist bei allem, was sie tut, bodenständig geblieben. Das Analoge in ihr ist gleichermaßen so ausgeprägt wie das Digitale und Material ist wie Sauerstoff, den sie zum Atmen benötigt. Die digitalen Plattformen hingegen sind ihr Motor.